Tales of Ærwetea
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El Topé

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Calluna
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El Topé    - Seite 2 Empty Re: El Topé

So Jan 06, 2019 1:38 pm
„Entschuldigen Sie mein Herr, gibt es irgendetwas was ich für Sie tun kann?“, fragte Calluna den Mann der nun vor ihr stand und sie mit roten, verquollenen Augen ansah.
Der Mann antwortete mit heiserer, aber ernster Stimme. „Ihr beherrscht doch Magie, nicht wahr?“
„Woher wissen Sie das?“ erwiderte Calluna erstaunt auf die plötzliche Frage des Fremden.
Ihr Gegenüber nickte daraufhin mit dem Kopf und lächelte ein bisschen stolz „Das war nur eine Vermutung, und wie es scheint hatte ich Glück.“ Eine kurze Stille trat im Raum ein, bis der Mann erneut sprach. „Wie dem auch sei, ich habe eine Bitte an Sie. Selbstverständlich nur, wenn Sie einwilligen. Bitte folgen Sie mir“. Während sich Beide auf dem Weg machten, folgten ihnen unwissend ein Paar Augen.
Es waren erst einige Minuten vergangen, aber auf Calluna wirkte der Weg endlos. Es schien so, als ob der Fremde sich ziemlich gut im Schloss auskennen würde. Zumindest führte er sie gefühlt mindestens einmal durch jeden Gang und jede Tür. Oder sind sie hier nicht schon zweimal langgelaufen? Wer weiß das schon so genau. Nach ein paar weiteren Gängen und Verzweigungen blieb der Mann letztendlich vor einer Steinwand stehen. Er überprüfte kurz, ob ihnen jemand gefolgt ist. Dann nahm er die Öllampe von der Wand und hielt sie an eine bestimmte Stelle.
Sie warteten beide für eine etwas längere Zeit, bis sie ein ‚klick‘ hörten. Dadurch konnte eine Tür aus Steinen geöffnet werden, die sonst wie ein Teil der Wand wirkte. Wortlos gingen sie durch diese Tür, hinter welcher sich ein Treppengang befand. Der Mann schloss die Steintür hinter sich bis erneut ein ‚klick‘ zu hören war. Die Treppen hinunter befand sich erneut eine Tür, dieses Mal jedoch aus Holz. In der einen Hand hielt er die Lampe, mit der anderen griff er vorne in seine Hose. „Oh nein…“ dachte sich Calluna. Doch noch im selben Moment holte er einen Schlüssel hervor, mit dem er die Holztür vor sich öffnete. Calluna konnte ihren Augen kaum trauen. Ein Laboratorium! Konnte man ihr wohl etwa ansehen, dass sie sich für die Wissenschaften begeistert? Wohl eher kaum, sie trug immerhin noch die zeremonielle Robe von der Lichtmesse. Warum hat der Fremde dann ausgerechnet sie gefragt, ob sie Magie beherrscht? Es machte irgendwie wenig Sinn, aber das tut auch gerade nicht zur Sache.

„Es tut mir sehr leid, dass ich Euch so plötzlich nach hier gebracht habe ohne jegliche Erklärung. Aber es ist dringend, denn El Topé und ganz Aerwetea ist in Gefahr. Der König, mein Vater, wurde ermordet, da bin ich mir absolut sicher. Ich bin auf der Suche nach den Magiern dieses Landes, alle acht Elemente müssen vertreten sein. Ich kann Euch noch nicht genau sagen wofür, aber das Schicksal dieses Landes und wenn nicht sogar der gesamten neuen Welt steht auf dem Spiel!“

Mit so viel Information hatte Calluna nicht gerechnet. Der König ist tot. Aerwetea ist in Gefahr. Was kommt wohl als nächstes, der Zerstörer der Welten, der mit nur einem Fingerschnippen alles um sich verschwinden lässt? „Als Bewohnerin dieses Landes und als treue Untertanin steh ich zu dem Königshaus was auch immer passieren mag... „ erklärte Calluna, bis sie nochmal die ganze Information verarbeitete und ergänzte „Eure Hoheit!!“  Worauf sie sich tief vor dem Prinzen verbeugte. „Darf ich eigentlich auch Euren Namen erfahren?“ fragte Lucien, der Prinz und rechtmäßige Thronerbe von Aerwetea. „Selbstverständlich Eure Hoheit,  mein Name ist Calluna de Rosa, ich bin tätig als Nonne im Kloster Lichtenbusch.“ Antwortete sie unverzüglich. Lucien hob eine Augenbrauen und meinte „Oh ja stimmt, eine Geistliche. Das hätte ich an der Robe erkennen müssen. Sehr interessant… ich forsche schon länger an den Zusammenhängen zwischen Magie, Wissenschaft und dem Glauben. Welche Magischen Kräfte besitzt Ihr?“ Calluna strich sich kurz die Haare aus dem Gesicht um mehr von dem atemberaubendem Laboratorium erfassen zu können. „Ich beherrsche die Magie der Erde, jedoch sind meine Kräfte noch nicht vollständig ausgereift wie ich denke. Um ehrlich zu sein erforsche ich auch im geheimen die Wissenschaften mit dem Göttlichen. Aber außer mir kenne ich keinen anderen Magier persönlich. Da meine Informationsquellen begrenzt und selektiert sind, habe ich noch keine weitere Forschung über die anderen Elemente betreiben können.“ Erklärte Calluna.

Lucien nickte ein paar Mal. Er stand angelehnt an einen Tisch mit seiner Hand am Kinn und blickte dann kurz auf seine Taschenuhr. „Es tut mir leid, ich muss jetzt gehen, ich muss jetzt dringend bei einer Versammlung anwesend sein. Calluna, dürfte ich Sie fragen mir zu assistieren gegen die sich nähernde Gefahr? Die weiteren Details werde ich Ihnen noch erklären, das verspreche ich Ihnen.“
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Leyla
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El Topé    - Seite 2 Empty Leyla - Teil 4

Mo Jan 07, 2019 3:57 pm
Ich ging den dunklen Gang entlang. In meiner linken Hand eine brennende Fackel, deren flackernder Schein kläglich gegen die Schatten ankämpfte. Aus der tiefen Schwärze hallten dumpfe Geräusche: Rascheln, Klagelaute, hastige Trippelschritte von kleinen Nagetieren auf der Flucht.
Dies war die Welt der Ungewollen, die das Leben verstoßen hatte. Hier war das Licht dein Feind und die Dunkelheit dein Freund, dein Schutz vor verurteilenden Blicken und dein Versteck vor den Bürden der Gesellschaft. Dies war die Welt der Feiglinge.
Trotz und Abscheu flammten in mir auf. Das Licht der Fackel wurde heller. Weißer. Wärmer. Entschlossen hob ich sie hoch über meinen Kopf.
Verschwunden war die Dunkelheit und zurück blieb Dreck, grauer Stein und bleiche Gesichter, versteckt hinter ebenso farblosen Händen - den Händen von Toten, welche nur darauf warteten zu sterben.
Mein Blick schweifte über die kauernden Gestalten. Rote Wut loderte in mir. Das war also das Volk der gerissenen, stolzen Dunkelelfen. Die mächtigsten Unlichtmagier, kriminelle Meisterdiebe. Betrüger, Halunken, Mörder, Gauner, Schurken, Verbrecher … Taugenichtse, Gesindel und Versager.
Mein Griff um den hölzernen Stiel wurde fester. Es knarzte. Tropfen warmer Flüssigkeit rannen meinen Arm herunter. Ich senkte meine Hand und besah das zähflüssige Etwas, das aus meinen Adern strömte. Es war tiefschwarz.
Mit einem wütenden Aufschrei trat ich nach dem nächstbesten Etwas in Reichweite: ein Stein, welcher im hohen Bogen gegen eine Wand flog und klirrend entzwei brach. Eine silbrig schimmernde Kette fiel zu Boden. Ihr Anhänger war ein roter Stein, mit dem Schatten einer Rose in seiner Mitte.
Ich starrte sie an. Plötzlich löste sich eine kleine Gestalt aus der Menge. Sie rannte zur Kette und hob sie behutsam mit ihren kleinen, bleichen Händen auf. Es war ein Kind mit langen, weißen Haaren, spitzen Ohren und naiven blauen Augen. Ein junges Mädchen … Ich.
„Leyla!“
Wir … Ich drehte mich um und sah wie eine Frau das schlichte Wohnzimmer betrat. Schnell versteckte ich die Kette hinter meinem Rücken und sprang von dem alten Sofa auf. Meine Mutter lächelte mich an.
„Was versteckst du denn da hinter dir?“
Sie versuchte hinter mich zu sehen, doch ich tänzelte breit grinsend von ihr weg. Ich sagte, sie solle die Augen zu machen. Erst dann holte ich die Kette nach vorne und hängte sie ihr um den Hals.
„Für dich!“, verkündigte ich fröhlich. Ich wusste, wie sehr meine Mutter Rosen liebte. Ich konnte ihre Reaktion kaum erwarten.
Meine Mutter öffnete ihre Augen und sah sich den Anhänger neugierig an. Ihr Lächeln gefror. Schock zeichnete ihre Züge.
„Leyla … woher hast du das?“
Ich sah sie verwirrt an. „Das hab ich selbst gemacht!“
Mit einem lauten Klatschen traf ihr Handrücken meine Wange. Dann riss sie sich mit der selben Hand die Kette vom Hals und warf sie in den brennenden Kamin. Wie gebannt sah ich zu, wie das Metall schmolz und zwischen der Asche verschwand. Der rote Stein bekam einen Riss und zerscholl. Die dunkle Form einer Rose stieg auf, bevor sie im Rauch verwehte.
Arme legten sich um mich, gefolgt von einem lauten Schluchzen.
„Es tut mir leid, Leyla! Es tut mir so leid! Aber bitte … bitte versprich mir, dass du nie wieder Schattenmagie benutzt!“
Ich merkte, wie ich zu einem benommenen Nicken ansetzte. Ich hielt inne.
Nein, ich war nicht mehr das verängstigte, fünfjährige Mädchen! Diese Frau hatte keine Macht mehr über mich.
Ich riss mich aus der Umarmung los und ging zur Tür. Doch bevor ich diese erreiche, fasste etwas meinen Ärmel. Hielt mich zurück. Ich kämpfte dagegen an. Ohne Erfolg.
Ein kräftiger Ruck wirbelte mich herum. Die Szene hatte sich verändert.
Das Zimmer war noch schäbiger als vorher, die Haare meiner Mutter nicht mehr weiß sondern einfach nur noch farblos. Das Bild meines toten Großvaters stand über dem Kamin.
„Bitte Leyla! Nur ein paar Schmachten! Wir haben seit Tagen nichts mehr Richtiges gegessen!“
Ich sah sie schweigend an. Ich suchte das Mitleid in meinem Herzen, fang aber nur Gleichgültigkeit für die jämmerliche Gestalt vor mir.
„Ich flehe dich an! Du bist doch auch eine von uns!“ - „Mit deinen Taten bestätigst du nur die ganzen Vorurteile! Du lässt uns alle schlecht dastehen!“ - „Du kannst uns das nicht antun!“ - „Lass dich hier nie wieder blicken!“ - „Denk doch an die Kinder!“ - „Woher hast du das Geld? Hast du das etwa gestohlen?“ - „Wenn du auch nur ein bisschen Nächstenliebe in dir hast, musst du uns helfen!“ - „Du bist nicht mehr meine Tochter. Du bist eine Schande für alle Dunkelelfen.“
Ich griff in meine Tasche und holte einen Beutel heraus. Es klimperte laut, als ich ihn auf den staubigen Boden warf. Sofort stürzte sie sich auf ihn und zählte mit gierigem Blick auf sie funkelnden Münzen.
Wortlos drehte ich mich um und trat nach draußen. Es war Nacht und die zweieinhalb Monde tauchten die Straßen in ihr sanftes, graues Licht. Es war kaum noch jemand draußen und die Wenigen, welche fast blind vorbeieilten, konnten es kaum erwarten an ihr Ziel zu kommen.
Ich dagegen fühlte mich wohl. Hier in der grauen, halbdunklen Welt. In der ich zusammen mit den Göttinnen des Todes und der Nacht über die Lebenden spotten konnte.
So ging ich los, um meine Runden durch die schlafende Stadt zu ziehen. Unwissend, dass sich bald alles zu einem Albtraum entwickeln sollte …

Es war früher Morgen, als ich mit einem erstickten Schrei aufwachte und mich ruckartig aufsetzte. Der dösende Fischkater neben mir hob verwirrt den Kopf, als ich mich panisch umsah. Das Bellen unzähliger Hunde hallte mir noch immer in den Ohren.
Ich brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren, dass alles nur ein Traum gewesen war. Mit einem erleichterten Seufzen ließ ich mich wieder zurück ins Kissen fallen und streckte die Hand aus, um meinen felinen Freund zwischen den Ohren zu kraulen.
„Hunde sind abscheulich“, grummelte ich leise.
Der Kater schien nicht ganz zu begreifen was gerade passiert war, zuckte aber kurz mit der Nase, was ich als das Zeichen der Zustimmung wertete.
Wieder zur Ruhe gekommen, kuschelte ich mich unter die Decke und beschloss, dass der Tag noch ein paar Minuten warten konnte. Aus dem Plan wurde nur leider nichts, da gerade als die Müdigkeit erneute drohte überhand zu nehmen, Schritte auf dem Flur vor meinem Zimmer laut wurden. Sie begleiteten Stimmen, welche ein wirklich interessantes Gespräch führten.
Wie es aussah, würde ich heute wohl doch früh aufstehen.
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Tom Mine
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El Topé    - Seite 2 Empty Re: El Topé

Mi Jan 23, 2019 7:13 pm
Ich hörte ein paar Schüsse hinter mir. Schnell duckte ich mich und versuchte meinen Kopf mit den Händen zu schützen, wohlwissend, dass sie einer Kugel nur wenig entgegen zu setzen hatten.
Die Schüsse gingen weiter. "Wenn die Menschen nur nicht so dicht stehen würden", dachte ich mir, "könnte ich mich wenigstens hinlegen".
In diesem Moment spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, begleitet von einem "Du hast wohl noch nie ein Feuerwerk gesehen, was?".
Als ich aufblickte stand Argon vor mir, der jetzt sogar einen halben Kopf größer war. Wer auch sonst? Es waren ja schließlich erst wenige Sekunden vergangen, seit wir uns verabschiedet hatten.
Der nächste Knall kam und ich zuckte erneut zusammen, aber als ich mich vorsichtig umschaute standen alle anderen Leute begeistert da, mit ihren Köpfen gen Himmel gerichtet. Langsam verlor ich einen Teil meiner Angst und ich wagte es aufzustehen. Ich blickte in die Richtung, in die alle schauten und sah ein verlischendes rötliches Licht, das im nächsten Moment durch ein grünes, sich kreisförmig ausbreitendes ersetzt wurde. Im nächsten Moment knallte es erneut - wirklich synchron war das ja nicht, auch bei keinem der nachfolgenden Lichter.
Nichtsdestotrotz war es ein faszinierender Anblick. Wie konnte ein gewöhnliches Licht von der Größe einer Kerze in die Höhe fahren, um sich dann plötzlich zu einem viel größeren, andersfarbigen Licht auszubreiten?
Ich hatte zwar schon gehört, dass einige Stoffe in anderen Farben brennen konnten, es aber nie mit eigenen Augen gesehen. Besonders irritiert war ich dann immer von der Aussage, dass Kupfer grün brennen soll. Klar bekam es im Laufe der Zeit immer eine grüne Farbe, aber gebrannt haben diese Gegenstände nie - auch nicht beim Einschmelzen.

Als das Feuerwerk endete war Argon verschwunden und auch wenn die Menge nicht mehr ganz so dicht stand, war die Bewegungsfreiheit doch noch eingeschränkt. Da ich keine Lust hatte mich heraus zu drängeln und eh nicht wusste wo ich hätte hingehen sollen, blieb ich noch eine Weile stehen. Eine aktive Unterhaltung wollte ich nach diesem aufregenden Tag aber auch nicht mehr anfangen und so beschränkte ich mich darauf anderen Gesprächen zu lauschen.
In vielen davon ging es um den König. Ein junger Bursche war dabei sogar der Meinung er sei gefallen, als er die Grenze im Westen gegen die Monster verteidigt habe. Das wäre zumindest eine Erklärung, warum er sich nicht selbst entschuldigen konnte, wie er es laut Argon sonst getan hätte. Aber wenn dem so wäre, hätte die Königin ja gelogen, was dann wieder weitere Fragen aufwerfen würde...
Andere Theorien klangen mir da schon plausibler, zumal sie nicht seinen Tod beinhalteten. Ich wäre schon noch gerne in der Lage mir ein eigenes Bild davon zu machen, wie volksnah der König tatsächlich ist und ob er zu Recht immer so hoch gelobt wurde.

Irgendwann hatte ich genug von diesen Gesprächen und ging noch ein wenig in der Stadt spazieren. Die Aufregung einen Job so gut wie sicher zu haben und die Überlegungen wie ich mich so schnell wie möglich einarbeiten kann, ließen mich in Kombination mit der frischen nicht an Schlaf denken.
In der Stadt war nicht mehr all zu viel los und auch in den meisten Häusern brannte kein Licht mehr als ich dann doch anfing müde zu werden. Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich vergessen hatte mir einen Schlafplatz zu suchen. In der Hoffnung, dass Argon auch in seinem Geschäft wohnt und zu Hause und noch wach ist, machte ich mich auf den Weg zum Handelskontor. Ich klopfte mehrmals am Eingang, aber es rührte sich nichts. Ich ging einige Schritte zurück, um besser sehen zu können, ob vielleicht noch irgendwo ein Licht brannte.
In diesem Moment kamen aus der Gasse hinter dem Gebäude 3 Personen. Einer der beiden Männer hielt eine Frau an der Schulter, wobei sie recht unentspannt wirkte. Vielleicht war ihr aber auch einfach nur kalt. Dennoch folgte ich den Dreien ein kleines Stück, nur um zu sehen, ob auch alles in Ordnung ist. Auf der nächsten Kreuzung schaute sich der zweite Mann kurz um. Ich erschrack, als er mir für eine Sekunde grimmig in die Augen sah. Aber war das wirklich ein grimmiger Blick oder haben mich Dunkelheit und Vorstellungsvermögen getäuscht? Als sie dann aufs Schloss zugingen ohne von Wachen belästigt zu werden, zerstreute ich aber meine Bedenken - die Königsfamilie wird ja schließlich eine ehrbare Familie sein.

Zurück bei Goldbarts Handelskontor fand ich noch einen Hintereingang. Allerdings öffnete mir auch hier niemand, sodass ich mich gezwungen sah die Nacht draußen zu verbringen. Ich ging noch ein wenig umher und suchte mir letztlich einen halbwegs windgeschützes Plätzchen an der westlichen Stadtmauer. Dort kramte ich ein paar dreckige Klamotten aus meinem Rucksack, um sie als Matratze zu nutzen, zog mir eine zweite Jacke über und legte mich hin.
"Hoffentlich bleibt es eine trockene Nacht."
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Argon Goldbart
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Sa Apr 06, 2019 6:01 pm
Zurück im Kontor ging ich wieder in meinen Keller. Meine Experimente standen noch verteilt auf dem Boden. Ich hatte vergessen sie aufzuräumen. Geschwind packte ich die Reagenzgläser zusammen. Nun begann der schwierige Teil. Dem Vermischen der toxischen Substanzen. Zu diesem Zweck holte ich mein Zauberbuch aus dem Schrank. Ein großer, alter, ledernder Wälzer, den ich vor Jahren auf einer Auktion erstanden habe. Er schien mir interessant, ja geradezu magisch zu sein. Ich hätte damals schwören können, dass das Buch mit mir geredet hat. Das ist mittlerweile eine Ewigkeit her. Seitdem beschäftige ich mich fast jeden Tag mit dem Buch und schule meine Fähigkeiten.
Nach ein paar Zaubersprüchen fangen die Substanzen an aus ihren Gläsern zu schweben und sich in der Luft als Blasen zu bilden. Kreisförmig ordnen sich die Blasen zusammen und beginnen zu rotieren und rotieren und rotieren und rotieren,… Ich muss wohl kurzzeitig eingenickt sein, als ich mit einem grellen Lichtblitz geweckt wurde. Schnell schnappe ich mir meine Schutzbrille. Die Substanz, die ich da erschaffen habe ist Augengift. Sie greift durch das Sehzentrum das Gehirn an und führt dazu, dass man innerliche Blutungen bekommt. Minzgrün schwebt nun eine Kugel in der Luft herum. Das Zimmer ist taghell erleuchtet und wird immer heller. Ich greife mir meinen lichtundurchlässigen Behälter und versuche die Flüssigkeit einzufangen. Na klar,… Sie ist zu hoch für meine Arme. Leiter schnell geholt und eingefangen. Als die Leuchtflüssigkeit in dem Behälter verschwindet, wird es wieder dunkel in dem Raum. Ich merke, wie ich müde werde. Erschöpft vom Tag begebe ich mich in mein Bett und schlafe ein.

Am nächsten Morgen mache ich mich auf den Weg zum Schloss. Vor den Toren treffe ich Sörensen, den Waffenmeister der Königin.
„Hallo Sörensen, wie geht´s?“
„Ach, hallo Meister Zwerg“, sagte er. „Ganz gut. Wie läufts bei dir?“
„Geschäfte laufen gut, Gesund bin ich auch. Alles im Lot bei mir. Was sagst du zu diesem Schwert?“
Ich zog das Glasschwert aus der Tasche und es erhellte mit seinem Regenbogenschein unsere zwei Gesichter.
„ Schöne Handarbeit. Wer hat die Ehre das Überreicht zu bekommen?“
„Der König. Weißt du, wo ich ihn finde? Ich hab gehört er ist krank und dachte ein Freundschaftsbesuch wirke vielleicht Wunder.“
„Tut mir Leid, aber die Ärzte lassen niemanden in die Gemächer des Königs. Vielleicht kann die Königin dir die Erlaubnis geben. Ich muss jetzt aber los. Die Wachen am Osttor erwarten eine Inspektion.“
Und mit diesen Worten verabschiedete er sich. Währenddessen machte ich mich auf den Weg zum Thronsaal, um die Königin zu treffen. Als ich ankam waren die Türen verschlossen. Nach einem kurzen Gespräch mit den bewaffneten Dienern davor ging einer in den Saal und fragte, ob ich herein treten dürfe. Kurze Zeit später öffneten sich die breiten Türen und ich trat herein. Mit einer anständigen Verbeugung grüßte ich die Königin:
„Ich grüße Euch, Eure Hoheit.“
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Arista
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El Topé    - Seite 2 Empty Arista - Teil 5

Sa Feb 29, 2020 11:59 pm
Gleich wurde es Zeit für die Rede, aber noch hatte ich ein paar Minuten und Lucien war noch nicht hier. Wie sehr ich mir doch jetzt wünschte, dass nicht allein durchmachen zu müssen. Ein kleines Mädchen, dass durch den Palast laufen würde wäre doch wirklich entzückend…
Und schon war da wieder diese Stimme in meinem Kopf, die mir wie üblich sagte, dass ich nicht allein sein müsste. Das Alles einfacher wäre, wenn ich meinen dunkleren Instinkten nachgehen würde.  Mir liefen Tränen übers Gesicht. Ich wollte wirklich nicht mehr allein sein, aber - Es klopfte an der Tür und mein Gedankengang wurde von einer der Wachen unterbrochen.
„Eure Majestät, vor der Tür wartet ein Herr, der den König zu sprechen wünscht, als man ihm mitteilte, dass der König momentan keinen Besuch entgegennimmt, bestand er darauf mit euch zu sprechen.“
„Wie ist der Mann überhaupt soweit in den Palast gekommen?“
„Darüber weiß ich leider nichts, eure Majestät.“
„Erinnert mich daran mit General Amst über die Sicherheitsvorkehrungen im Schloss zu reden. Und lassen sie den Herren herein.“
„Wie ihr wünscht.“
Kurz nach dem Diener den Raum verließ strich ich mir noch eine einzelne Träne aus dem Gesicht, woraufhin sich die Türen auch schon wieder öffneten und ein Zwerg trat herein.
„Ich grüße Euch, eure Hoheit.“, sagte er und verbeugte sich.
„Waffenschmied Goldbart? Mit Ihnen hatte ich heute nicht gerechnet. Ich höre, sie wollen zum König. Was ist ihr Anliegen?“
„Ich wollte zum König und ihm dieses Schwert überreichen.“
Mein erster Gedanke war nur: Oh, wie originell dem König ein Schwert zu schenken. Auf die Idee war wirklich noch niemand gekommen. Unter anderen Umständen hätte ich wohl geschmunzelt, aber momentan fragte ich mich eher, warum mir noch niemand je ein Schwert geschenkt hatte.
„Es tut mir leid, aber wie sie sicherlich gehört haben, empfängt der König momentan keinen Besuch.“
„Der Besuch eines alten Freundes ist sicherlich nicht gesundheitsschädigend.“
Ich atmete tief durch, es konnte jetzt auch nicht mehr schaden den Zwerg die Wahrheit zu sagen. Naja, zumindest einen Teil der Wahrheit.
„Eigentlich sollte ich erst gleich in der Ansprache darüber reden, aber da ihr ein alter Freund des Königs seid, werde ich es euch wohl jetzt schon sagen.“
„Was meint ihr?“
„Der König ist leider gestern Nacht von uns gegangen.“
Wie bitte? Scherzt ihr?“, fragte Argon bestürzt. Es fiel ihm sichtlich schwer sich auf seinen Füßen zu halten.
„Ich fürchte nicht. Ihr wart dem König stets ein guter Freund. Es tut mir leid für euren Verlust.“
Argon ließ das Schwert fallen, als er mit der Hand ans Herz fuhr und mit der anderen an der Gardine Halt suchte, und diese mit einem Surren, das fast wie ein Weinen klang auf dem Boden aufschlug und vibrierte.
Ich war gespalten darüber, wie ich ihm helfen sollte. Er hatte gerade erfahren, dass sein guter Freund gestorben war und ich hatte nicht einmal genug Zeit, um ihn zu trösten. Dabei war er doch von Anfang an einer der wenigen Freude des Königs, der aufrichtig freundlich zu mir war.
„Entschuldigt bitte, ich wünschte ich hätte mehr Zeit, aber ich muss es nun dem Volk berichten. Ich werde einen Diener bitten, im Salon Tee und Gebäck für sie bereitzustellen, damit Sie diesen Schock in Ruhe verkraften können.“
Schon kam ein Diener herein, um Argon in den Salon zu führen. Zögernd richtete ich mich noch ein letztes Mal an den Zwerg bevor es nötig war zur Ansprache aufzubrechen.
„Mir ist bewusst, dass Sie Zeit brauchen, um das zu verarbeiten. Ich muss Ihnen aber leider mitteilen, dass wir diese Zeit nicht haben. Monster fallen in unserem Reich ein und ich werde bereits heute Abend abreisen, um mir selbst ein Bild von der Lage zu machen. Wenn es Ihnen also irgendwie möglich ist, würde ich gerne heute noch mit so einem talentierten Schmied wie Ihnen über mögliche Waffen zu reden, um gegen diese einzigartige Bedrohung vorzugehen.“
Er gab mir keine Antwort. Verständlicherweise immer noch geschockt von der Situation und der Diener leitete ihn aus dem Raum. Das Schert blieb unberührt am Boden liegen. Es würde wohl später von den Dienern an Argon zurückgegeben werden. Vermutlich würde er es dann an Lucien geben. Noch ein Objekt mehr in der Sammlung der Waffen, die er nie benutzen würde.
Letztendlich traf Lucien wenige Sekunden vor Beginn der Rede ein. Ehrlich gesagt wollte ich gar nicht darüber nachdenken mit welcher attraktiven Liebschaft er wohl diesmal seine Zeit verbracht hatte.
Mit für ihm überraschend autoritärer Stimme sagte er zu mir: „Wir müssen reden.“
Nun ich konnte genau so autoritär sein. „Ja! Aber nach der Ansprache. Zuerst werden wir daraus gehen. Ich werde das tragische Ableben meines Gatten, unserem König verkünden. Und du wirst verkünden, dass wir in wenigen Tagen einen Trauerzug zum Haupttempel in Gedanken an ihn abhalten werden.“
Der Hofprotokollant gab uns das Zeichen, dass es Zeit war hinauszutreten. Also schritt ich an Lucien vorbei hinaus, wobei er natürlich direkt hinter mir war und schnell zu mir aufholte und neben mir stand.
Zu dieser frühen Stunde waren natürlich aufgrund der kurzfristigen Ankündigung nicht viele Leute erschienen, aber die Nachricht würde vermutlich trotzdem innerhalb Minuten die ganze Stadt erreichen und in wenigen Stunden das ganze Land.
„Meine geliebten Bürger, es ist mit schwerem Herzen meine Pflicht ihnen verkünden zu müssen, das der König von uns gegangen ist.“ Weiter kam ich nicht mit meiner Ansprache, da ich von mehreren schockierten Schreien aus der Menge unterbrochen wurde.
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El Topé    - Seite 2 Empty Re: El Topé

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